W9 – Am Abgrund

14.50 Uhr: Puh, war das anstrengend.

Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Im URLAUB!!!

Sogar die Küche des Misfah Old House muss früher aufstehen. Normalerweise gibt es erst ab 7.30 breakfast, aber unser guide will schon um 8 los, sehr vernünftig wegen Hitze! Also was hilft’s? Raus aus den Federn.

Treppe runter, Treppe hoch, alles Höhenmeter, die mir später weh tun werden, denke ich morgens. Stimmt!, denke ich jetzt.

Unser Guide Halil holt uns um 8 ab. Wir gehen los, zuerst nur ein bisschen hoch und runter hier im Dorf, kein Wunder bei einem Bergdorf… Wir treffen andere auf dem Weg.

Alles voller Palmen hier, dieses Bewässerungssystem mit den Falajs ist echt super. Hier fließen riesige Wassermengen,  ein bisschen anders als auf Madeira.

Wir wandern und wandern. Mehr oder weniger immer bergauf.

Irgendwann zeigt uns Halil, dass wir später wählen können, ob wir den gleichen Weg zurück (das ist der eigentliche Plan) oder „da drüben“ (= andere Seite der Schlucht) am Abgrund entlang.

Ob wir Höhenangst haben (vertigo).We’ll see…

Sieht atemberaubend aus von unserer Seite.

Ziemlich weit oben sagt Halil, wir werden nun in sein „Hotel“ gehen und Omani bread und Kaffee trinken. Hä?

Es entpuppt sich als ein schattiges Plätzchen mit „Sofas“. Er kramt in seinem Rucksack und zaubert einen Gaskocher, verschiedene Döschen und Gläser usw hervor.

Als er den Gaskocher, wofür eigentlich, wissen wir bis dahin noch nicht, in Betrieb nehmen will, hat er irgendein Ventil? vergessen… Also macht er ein Feuer aus Zweiglein, hier ist ja alles furztrocken. 

In einen Kochtopf, der schon bessere Zeiten gesehen hat, leert er den Inhalt eines Gläschens, rührt und rührt, es brodelt und kocht…

Dann malt er in einer Mini Kaffeemühle, die so groß ist wie bei uns eine Pfeffermuhle Kaffee für einen ital. 2 – Tassen- Espressokanne.

Der Topfinhalt ist „fertig“ und aus einer anderen Dose zaubert er n Haufen Omani bread hervor, das wir in – nun werden wir aufgeschlaut – Dattelhonig tunken und dann essen. Lecker, aber süß… Sehr süß….

Inzwischen ist der Espresso fertig und wir bekommen einen perfekten frischen Espresso serviert.

Gerd zeigt Halil ein paar mitgebrachte Fotos aus Germany bzw Maria Rain. Die Leute in fremden Ländern sind meist genauso daran interessiert wie wir an ihrem Land.

Danach noch aufs Naturklo und fertig für den nächsten Teil.

Jetzt wird’s ernst, wir müssen uns entscheiden: Schleife und dann den gleichen Weg zurück oder am Abgrund „maybe it’s better for you to take the same way back“. Ich werde immer unsicherer. Aber was soll’s? Challenge muss sein.

Also gehen wir (todes-?) mutig auf der anderen Seite der Schlucht zurück. Also Höhenangst darf man echt nicht haben. Aber dafür sind die Ausblicke natürlich spektakulär.

Meine Knie schmerzen, weil es die ganze Zeit bergab geht. Stöcke sind auch nicht immer eine Hilfe. Wenn die Felsen zu groß sind und Hände gebraucht werden, sind sie eher überflüssig.

Ne knappe Stunde gehen wir an diesem Abgrund entlang, irgendwann wird es doch komisch im Kopf. Ständig diese paar hundert Meter, die einfach senkrecht nach unten gehen. Bloß keinen falschen Schritt. Halil schaut zwar nach uns, aber außer „take care“ – sagen kann er nicht viel machen.

Psychisch schwierig wird’s für mich, als wir immer tiefer kommen und Misfah immer weiter über uns ist. Diese ganzen Höhenmeter muss ich wieder hoch!!!

An den durch die Falajs natürlich bewässerten Feldern sind terrassenartig Flecken mit Obst und Gemüse.

Jeden Tag wechselt der Wasserfluss und so bekommt jedes Feld alle 7 Tage frisches Wasser. An einer undichten Stelle eines Falajs bekomme ich auch ein bisschen Wasser ab.

Irgendwann sind wir ganz unten und können das Tal queren. Letzte Herausforderung: 1000 Stufen, gemischt hoch, tief, schräg usw. wieder hoch.

Eines haben alle gemeinsam: alle! sind höher als DIN – Norm – deutsche Treppenstufen.

Als Doping für die letzten Meter = Stufen packt Halil noch Datteln aus. Die geben uns genug Energie für den Rest. @Renate: „spürst du es nicht auch?“ (insider-Witz!) 

Happy end! Am Ende irgendeiner Treppe kommen wir direkt an unserem Old House Misfah raus.

Ganz nach omanischer Art trinken wir noch mit Halil einen Omani coffee und schleppen uns in unseren „Master room“, der höchst gelegene in dem Etablissement, sicher der schönste, aber heute wäre mir ein ebenerdiger lieber gewesen.

Wir fallen in unsere Terrassenstühle und wollen gar nicht mehr aufstehen.

Tun es aber doch: für n drink 

NEIN es ist kein Alkohol drin. Es ist verboten Alkohol auch nur mit sich zu führen. Ich trink lemon juice with mint, Gerd with Ginger! Lecker und erfrischend.

Übrigens war Grauschaf heute wegen „wandern mit leichtem Gepäck“ nicht dabei. Sie ist kein „leichtes Gepäck“. Aber sie hat Murmel als „Vertretung“ geschickt und lässt sich nach unserer Rückkehr alles genau erzählen.

3 Gedanken zu „W9 – Am Abgrund

  1. Das klingt doch auch nach einer tollen Trailrunning-Runde ;D
    Seid ihr eigentlich immer nur zu zweit unterwegs oder gibts auch Unternehmungen mit anderen Touris? Gibts überhaupt andere Touris?

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