Sport und Kultur: Kalter Geburtstag in Berlin

Nun bin ich 62. Fühle mich wie mit 61. Mal sehen, was Berlin heute Spannendes für mich parat hat.

Nach perfektem Frühstück – heute ist das Handy im Zimmer geblieben – geht’s los. Meine Güte, ist das kalt! Wir haben die volle Winterkollektion an. Oben rum und unten rum.

Wir haben Karten gebucht für eine Führung im Olympiastadion, was von unserem Hotel aus gar nicht so weit entfernt ist.

Wieder sind wir zu früh da. Wir können uns nicht so schnell dran gewöhnen, „auf die Minute“ loszufahren. Grauschaf ist auch dabei.

Fahrradständer! Dieses Bild schick ich meinem Chef. EINER dieser Ständer würde mir in Wertach schon reichen.

Wie überall gibt’s hier einen Souvenirladen. Die Sachen, die man kaufen kann, sind – wie überall – schrecklich, aber: es ist super schön warm hier drin. Wie praktisch. 

Es trudeln noch ein paar Leute ein, pünktlich geht unsere Führung los.. Ok, das sind NICHT die anderen 😉

Zunächst der überwältigende Blick von oben rein in den Kessel. Ich bin anscheinend die einzige, die was zum Jubeln hat, 62 Jahre?

Wir dürfen dorthin, wo man eben normalerweise nicht hin kommt. 

Das Stadion steht unter Denkmalschutz und wurde zur Olympiade 1936 „nicht nur zu Sport Zwecken“ genutzt. Der Balkon der Führerloge ist, wenn auch zurück gebaut, noch erkennbar. 

Da ist uns die Herta BSC Kabine lieber, und die sich daran anschließenden Räume, die nach dem Spiel dazu dienen, wieder frisch zu werden. Hier gibt’s ne Eistonne, die anscheinend absolutes Muss für ein 5*- Stadion ist. Außerdem ein kleiner Pool, wie ein Whirlpool, in den mal ein Spieler sein Duschgel geleert hat. Es hat geschäumt wie bekloppt und der Spieler hat n ganz schönen Anschiss gekriegt…. 

Wellness ist nicht nur für die Fußballer:

Das Dach lässt relativ wenig Licht auf den Rasen. Daher muss jetzt, im Winter, der Rasen mit Strahlern beleuchtet werden, damit er sich wohlfühlt. Allein für sein Wohlergehen sind 3 greenkeeper angestellt.

Dabei ist es gar kein reiner Rasen, sondern ein Hybridrasen, der die Strapazen, denen er ausgesetzt ist, standhält.

Das nächste Fußball Spiel „in coming“. Bierlieferung ist schon da: Beck’s

In der S-Bahn aufwärmen auf dem Weg zur East Side Gallery, einem Mauerteilstück, das für Künstler freigegeben wurde, um sich dort zu verewigen. 

Nachdenkliche Graffities wechseln sich mit Unverständlichen ab. 

Man KÖNNTE zu jedem einen QR – Code scannen. Wäre sicher interessant. Allerdings würden wir erfrieren, bevor wir am Ende wären. 

So gehen wir einfach an der Mauer entlang, fotografieren das eine oder andere Teilstück, betätigen uns zwischendurch als Fotograf für andere, die für ihre Auftritte in sozialen Netzwerken „NEIN, NICHT QUER!“ im Hochformat inkl. 2 Personen ein Stück Mauer haben wollen. Ist mir doch wurscht, denke ich, mach ein Foto und frage mich, ob jetzt die beiden oder nicht doch der Bruderkuss von Gorbatschow wichtiger ist … 

Genug von diesem fiesen Nieselregen und der Kälte, die überall rein kriecht. 

Zeit für Kaffee und Kuchen. 

Für heute Abend haben wir Karten für die „Uferhallen“. Die hat Gerd bei der Recherche „was wollen wir in Berlin tun“ entdeckt. 

Der Ticketkauf war schon „besonders“ 

Zitat: Wer oft kommt, sitzt weiter vorn; wer ohne Storno nicht erscheint, sitzt wieder hinten.

Es ist ein ehemaliges Industriearreal, inzwischen denkmalgeschützt und bietet der Künstlerszene Räume für Proben, Konzerte usw. 

Wir haben uns für ein Tango Konzert entschieden. 

Das ganze ist im Stadtteil Gesundbrunnen unweit des Flüsschens „Panke“, daher der Name Uferhallen. 

Schwer zu finden, wir fragen Einheimische, die zwar „Uferhallen“ kennen (wir befinden uns schließlich genau da), aber nicht wissen, wo dieses Konzert stattfinden könnte… „Ah, vielleicht im Pianosalon, das müsste da vorne sein“ 

Gesucht – gefunden. Ziemlich unscheinbar. 

Eine ganz besondere location. Musikinstrumente überall, Stühle in buntem Mix, auf der Bühne ca 4 Flügel, 3 davon so n bisschen im Hintergrund, einer offen und spielbereit. 

Im Alltag werden hier alte Flügel „liebevoll“ restauriert.

Wir haben Plätze (auf jedem liegt ne Decke) ganz vorne, direkt neben der Bühne in der 2 Reihe. Klasse. Gerechnet hatten wir mit ganz hinten, weil wir ja zum ersten Mal hier sind. Am Rand steht ein Tisch mit Gläsern und Weinflaschen. Selbstbedienung! 

Zu Beginn informiert uns der „Hausherr“, dass leider 2 der 4 Künstler krank abgesagt haben, daher die Gruppe nicht auftrittsfähig und nun ein Ersatzensemble da sei.

Nun, wir haben die andern ja eh nicht gekannt, sehen es also entspannt. 

Durch den Abend führt ein total engagierter Tangokenner mit netten Anekdoten „unterbrechen Sie mich, wenn ich mich verzettel, das tu ich gern“ der, wenn er nicht redet, auf dem Bandoleum spielt. Außer ihm ein Pianist, eine Geigerin, ein Kontrabass. 

Klasse.

Hätte nicht für möglich gehalten, dass man aus diesen Instrumenten so tolle Tango-Rhythmen zaubern kann. 

Erwähnenswert ist das Klo, das eher an Toiletten in Afrika erinnert (total sauber, aber maximal unaufgeräumt). Gerd berichtet vom Herren Klo, wo über jedem Pissoir ein anderes großes ca 60×40 cm großes Künstlerfoto hängt.

War n schöner, sehr besonderer Abend!

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